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Friedhofskirche St. Michael

Schon seit dem Jahr 1920 werden hier zur Freude der Altöttinger Kinder und Erwachsenen verschiedene Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament in regelmäßigem Wechsel gezeigt. Die heutige Krippe wurde 1938 von zwei Mitgliedern gegründet, dem Schreiner Max Ramersberger und dem Pfarrhilfsmesner Alois Meilhammer. Erste Darstellung am 4. Februar 1938 war der Sturm auf dem See. Die Krippe war auf der großen Fläche unter der Orgelempore aufgebaut; im Sommer kam sogar ein großes Wasserbecken hinzu, in dem mit zwei Turbinen Wellen erzeugt wurden. Eine schützende Glasscheibe gab es damals noch nicht, sondern nur ein Gitter – zum Verdruss der Krippenbauer, weil mutwillige Buben immer wieder hergingen und mit Stöckchen die Figuren umzuwerfen suchten. Wie ernst die Krippengründer ihre Arbeit nahmen, belegt ein am 8. Februar 1938 von Max Ramersberger angelegtes Buch, in dem die wechselnden Darstellungen handschriftlich festgehalten wurden (und bis heute werden). In den ersten Jahren wurden diese Einträge sogar mit den entsprechenden Schriftstellen versehen, der erwähnte Sturm auf dem See zum Beispiel mit Math. 8, 23 - 27 oder die Verleugnung des Petrus mit Luk. 22, 54 - 62. Am 28. Juli 1939 wurde das Bild Jesus und die Samariterin am Jakobsbrunnen vorgestellt. Darunter ein dicker Strich, unter dem diese Notiz stand: ’Und dann kam der Krieg. Am 26. 8. 39 wurden wir beide zum Wehrdienst eingezogen. 1945 – 3-jährige Gefangenschaft. Am 1. Juli 1948 haben wir beide unsere Krippenarbeit wieder aufgenommen. Erste Szene nach dem Krieg war, nicht unpassend, die Tempelreinigung nach Joh. 2, 13 - 17. Unter dem Bildvermerk vom 25. April 1961 steht ebenso lapidar wie rührend: Vorstand Meilhammer, ein Krippenbauer ging in die Ewigkeit. Nach dem Blatt von 1995 ist ein Sterbebild eingeklebt. Es zeigt Ramersberger, der am 3. Juni 1995 im Alter von 90 Jahren gestorben war. Erst bei der Kirchenrenovierung in den Sechzigern bekam die Krippe ihren heutigen Standort. Ihre Betreuung hatte bis zu seinem Tod im Jahr 1995 Max Ramersberger inne. Seitdem steht sie unter der Obhut von Thomas Randl, der mit Ramersberger schon seit 1980 zusammengearbeitet hatte. Bauten und Ausstattung stammen zum Großteil von den Gründern der Krippe; beides wurde im Lauf der Zeit von Thomas und Konrad Randl ergänzt, die die Krippe nicht nur betreuen, sondern auch bereichern, indem sie neue Gebäude errichten, Zubehör basteln und Figuren bekleiden sowie restaurieren. (Konrad Randl ist Thomas Randls Sohn und ein Krippentalent wie dieser; seit 2008 arbeitet er mit seinem Vater zusammen). 2012 wurde von dem Spezialisten Alfred Fleckenstein ein neues Hintergrundgemälde geschaffen. Die ersten Figuren von 1938 waren bekleidet; die wächsernen Köpfe, Hände und Füße wurden von dem Winhöringer Schreiner Sigrüner erworben. Anfang der Fünfziger wurden von der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin unbekleidete Krippenfiguren von ca. 1920 gekauft; dazu kamen 30er-Jahre-Holzfiguren des Schnitzers Alfons Buchleitner aus Tann (gestorben 1955). Stilgerecht gekleidet wurden die Figuren von den Geschwistern Pöppl aus Altötting, bei der Restaurierung ging Hilde Purzer zur Hand. In den letzten Jahren wurden auch Figuren von Reinhold Zellner (Altötting) und Tobias Haseidl (Oberammergau) erworben.

Emmaus-Jünger 

Aktuelle Krippendarstellung: (Quelle: Lk 24,13-32)
Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag in ein Dorf, mit Namen Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem entfernt. Und sie unterhielten sich miteinander über dies alles, was sich zugetragen hatte und es geschah, während sie sich unterhielten und sich miteinander besprachen, dass Jesus selbst sich näherte und mit ihnen ging; aber ihre Augen wurden gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten. Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr im Gehen miteinander wechselt? Und sie blieben niedergeschlagen stehen. Einer aber, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige, der in Jerusalem weilt und nicht erfahren hat, was in ihr geschehen ist in diesen Tagen? Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus, dem Nazarener, der ein Prophet war, mächtig in Werk und Wort vor Gott und dem ganzen Volk; und wie ihn die Hohenpriester und unsere Obersten zur Verurteilung zum Tod überlieferten und ihn kreuzigten. Wir aber hofften, dass er der sei, der Israel erlösen solle. Doch auch bei all dem ist dies heute der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist. Aber auch einige Frauen von uns haben uns außer uns gebracht: Am frühen Morgen sind sie bei der Gruft gewesen, und als sie seinen Leib nicht fanden, kamen sie und sagten, dass sie auch eine Erscheinung von Engeln gesehen hätten, die sagen, dass er lebe. Und einige von denen, die mit uns sind, gingen zu der Gruft und fanden es so, wie auch die Frauen gesagt hatten; ihn aber sahen sie nicht. Und er sprach zu ihnen: Ohr Unverständigen und trägen Herzens, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und von Mose und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn selbst betraf.
Und sie näherten sich dem Dorf, wohin sie gingen; und er stellte sich, als wolle er weitergehen. Und sie nötigten ihn und sagten: Bleibe bei uns, denn es ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch lag, dass er das Brot nahm und segnete; und als er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen. Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde ihnen unsichtbar. Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg zu uns redete und als er uns die Schriften öffnete?


  


- Fotos und Bauten: Thomas Randl



 
 
 
 
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